10 April 2018

Ellen Marie Wiseman - Die bittere Gabe




Inhalt
Amerika in der 30er Jahren. Die zehnjährige Lilly durft noch nie vor die Tür. Sie lebt eingesperrt auf dem Dachboden einen grßen Hauses um sie vor den Menschen zu schützen die, laut ihrer Mutter, nur in Angst geraten würden. Doch dann darf sie eines Tages mit in den Zirkus, doch nicht um die Vorstellung zu sehen. Lilly wird dorthin verkauft und hat von nun an ein hartes Leben voller Höhen und Tiefen vor sich.

Piper | eBook + Taschenbuch 464 Seiten | The Life She Was Given, übersetzt von Sina Hoffmann | Einzelband | 01. Februar 2018
Meinung
Der Klappentext klang sehr interessant und auch das Cover ist ein hingucker. Dank Netgalley und Piper konnte ich das Buch nun lesen.

Ob ich begeistert bin weiß ich leider nicht so ganz. Eigentlich war das Buch gut aber es gab auch einige Punkte die mich gestört haben. Erstens: Der Klappentext. Eigentlich die ganze Story weil es passiert wirklich nicht so viel mehr als im Klappentext steht was Lillys Leben betrifft.
Die Leser treffen dann noch Julia, die zwanzig Jahre nach Lilly lebt und die große Frage ist wie die beiden Schicksale wohl zusammenhängen.

Die Charaktere waren anstrengend. Lilly kann eigentlich nichts alleine, was am Anfang noch versändlich ist, sie ist Jahre lang auf dem Dachboden eingesperrt und ihr wird eingeredet dass sie schrecklich ist. Aber als sie dann im Zirkus ist kommt sie auch nicht darauf mal selbst aktiv zu werden, erst in den letzten drei Kapiteln trifft sie eigene Entscheidungen.
Die anderen Charaktere wirkten teilweise sowas von überzeichnet. Lillys Mutter die einfach unfassbar kalt und herzlos ist, ihr Vater der auch nicht wirklich nett sein kann. Und immer wenn man denkt das wars jetzt aber kommt noch ein Detail ans Licht das die Beiden noch viel böser wirken lässt. So ist es mit den anderen Charakteren auch, entweder sind sie unfassbar fies und herzlos oder doch sehr hilfsbereit. Einzig Julia war ein kleiner Lichtblick. Teilweise war sie einfach sehr naiv und auch dumm aber das hat sich dann immerhin ein bisschen gebessert.

Erzählt wir abwechselnd über Lilly und Julia. Die Geschichte an sich ist spannend aber an manchen Stellen auch wieder so überzeichnet. Die große "Überraschung" war dann auch irgendwie so ab 65% der Geschichte absehbar. Allerdings wollte ich noch wissen wie genau es nun so gekommen ist. Der Zirkus war sehr glaubhaft beschrieben aber auch sehr hart. Die Freakshows, die Artisten, der Umgang mit den Tieren. Im Buch werden sehr viele unbequeme Themen angesprochen, Kindesmissbrauch und Tierquälerei ganz vor dabei. Teilweise auch sehr drastisch dargestellt.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und Ellen Marie Wiseman schafft es das man mitten im Geschehen ist. Allerdings war ihre Erzählweise auch manchmal anstrengend, soviel offensichtliche Fragen die sie im Text (Warum war Mutter so kalt?) aufwirft. Leser sind nicht ganz so dumm und können sich das auch selbst Fragen ohne das es gefühlt zwanzig mal in der Geschichte aufkommt.
Auch wie immer wieder die Charkatere der Freakshow aufgezählt werden. Nach Jahrem im Zirkus sollten doch einfach die Namen reichen, oder? Man muss nicht immer Brutus der Riese sagen. Es reicht doch Brutus?

Mein größter Kritikpunkt kommen leider nicht ohne Spoiler aus. Wer nicht gespoilert werden will bitte den nächsten Absatz ignorieren, wer es lesen mag muss den Text vorher auch markieren:
Lillys Krankheit ist eine wilde Mischung aus irgendwas, hauptsache "dramatisch" und "nicht normal". Man wird die ersten drei oder vier Kapitel im dunklen gelassen und malt sich schon alles möglich aus um dann festzustellen das sie einfach helle Haut hat und mehr einer lebenden Porzellanpuppe gleicht. Also irgendwie das Klischee eines Albinomädchens. Ab und an hat sie Probleme beim atmen. Warum? Keine Ahnung. Asthma oder Panikatattacken oder einfach ein Effekt um es spannender zu machen? Und das verschwindet auch irgendwann einfach. Und sie zählt immer gerne um sich zu beruhigen. Alles muss gezählt werden, die Fliesen, Schritte oder was auch immer. Aber auch nur am Anfang dann verschwindet es einfach so weil Lilly hat ja genung andere Probleme. Lilly wirkt wie eine Ansammlung von Klischees die sie anders machen und wohl mitleid erregen sollen? Es kam mir beim lesen zumindest so vor und es hat mich echt sauer gemacht.

Alles in allem eine spannende Geschichte die gut unterhalten kann. Leider auch mit einigen Schwachpunkten.

Danke an Piper und Netgalley für das elektronische Leseexemplar  

5 Antworten:

Mikka Liest hat gesagt…

Huhu!

Ich muss meine Rezension zu diesem Buch noch schreiben... Begeistert bin ich nicht, denn ich habe auch den Eindruck, dass Lilly eine 'Behinderung' haben sollte, um sie ganz, ganz besonders zu machen, aber bitte auf keinen Fall eine 'hässliche'. Da wird in meinen Augen etwas geschönt und romantisiert, was für viele Menschen eine Lebensrealität ist. Dazu kommt noch, dass die meisten, die haben, was sie offensichtlich hat (ich versuche, nicht zu spoilern, aber du weißt ja, was ich meine), meist noch andere damit einhergehende gesundheitliche Probleme haben, die Lilly natürlich nicht hat.

Naja, ich muss mal schauen, ich bin noch sehr unschlüssig, wie ich das Buch bewerten soll...

LG,
Mikka

Janna | KeJasWortrausch.de hat gesagt…

Oh je, das klingt wirklich hin und her gerissen ... ich liebäugle schon mit dem Buch und es wird auf der Wunschliste bleiben, aber eben erstmal nur dort.

Liebe Grüße!

Nenatie hat gesagt…

Hallo,
da bin ich mal gespannt. Du triffst es genau. So kam es mir auch vor! Hauptsache anders aber wehe es wird "hässlich". Die ganzen gesundheitlichen Dinge die fehlen wollte ich dann nicht ansprechen, das wäre ein zu großer Spoilerteil geworden finde ich. Aber ich weiß genau was du meinst.

LG

Nenatie hat gesagt…

Würde mich sehr interessieren was du zum Buch sagst. Vielleicht ist irgendwann mal der richtige Zeitpunkt bei dir für das Buch :)
LG

Janna | KeJasWortrausch.de hat gesagt…

Ich lass mir mit einem Kauf und dem Lesen nun aber Zeit ;)