12 September 2022

Christopher Buehlman - Der schwarzzüngige Dieb





Klappentext
Kinsch Na Shannack schuldet der Diebesgilde ein kleines Vermögen für seine Ausbildung, die unter anderem das Knacken von Schlössern, den Kampf mit Messern, das Erklettern von Mauern, das Weben von Lügen, das Fallenstellen sowie ein paar kleinere Zaubereien umfasst. Seiner Schulden wegen liegt er an der alten Waldstraße auf der Lauer, um den nächsten Reisenden, der seinen Weg kreuzt, auszurauben. Doch an diesem Tag hat Kinsch sich das falsche Ziel ausgesucht.
Galva ist Ritterin, eine Überlebende der brutalen Koboldkriege, und Dienerin der Todesgöttin. Sie ist auf der Suche nach ihrer Königin, die vermisst wird, seit eine weit entfernte Stadt im Norden von Riesen erobert wurde.
Kinsch hat Glück, mit dem Leben davongekommen zu sein. Er findet sein Schicksal mit dem von Galva verwoben. Gemeinsame Feinde und ungewöhnliche Gefahren zwingen den Dieb und die Ritterin auf eine epische Reise, auf der Kobolde nach Menschenfleisch hungern, Kraken in dunklen Gewässern jagen, und Ehre ein Luxus ist, den sich nur wenige leisten können.

Quelle: Verlagsseite
Buchdetails
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Klett-Cotta | 528 Seiten | The Blacktongue Thief übersetzt von Michael Pfingstl und Urban Hofstetter | Blacktongue #1  | 20. August 2022
Meinung


"Der schwarzzüngige Dieb" klang sehr vielversprechend, der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht. Ich liebe ja Geschichten mit Dieben sehr. Und dann noch eine Ritterin.

Die Welt die Buehlmann sich ausgedacht hat ist sehr komplex und gut durchdacht. Es gibt sehr viele Länder und Völker, eigene Bräuche und viele Gottheiten. Die Kobolde waren fies aber auch interessant und die Riesen sehr überraschend.
Mit all den Ideen die der Autor verarbeitet hat wirkt die Geschichte manchmal etwas überladen und allgemein ist die Geschichte sehr abgedreht.

Was mich aber sehr gestört hat war die Art wie die Geschichte erzählt wurde. Kinsch erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und in Vergangenheit. (Was für mich ja schonmal viel Spannung aus vielen Szenen nimmt weil Kinsch ganz sicher durchkommt.) Zudem erzählt Kinsch alles sehr durcheinander, baut Details an Stellen ein an denen es manchmal unpassend ist. Vieles wird sehr flapsig beschrieben und oft ist Kinsch sehr vulgär, derb und versucht irgendwie den Humor eine Teenagers zu imitieren. Es passt aber auch sehr gut zu Kinsch, weil er einfach so drauf ist aber mich hat es irgendwann genervt. Und noch mehr hat mich das ständige foreshadowing am Ende vieler Kapitel genervt. Einmal, ok. Zweimal finde ich auch noch in Ordnung aber nicht in Gefühlt jedem zweiten Kapitel. Nur die Kämpfe werden sehr detailliert und teilweise sehr blutrünstig beschrieben.


Kinsch ist ein sehr arschiger Charakter dem andere sehr egal sind. Er ist ein sehr guter Dieb der ein bisschen Magie kann aber vor allem weiß wann er Glück haben wird. Aber sonst bleibt er irgendwie trotzdem blass. Er ist zwar arschig und haut ab und an mal Sprüche raus aber so wirklich konnte ich seine Motivation nicht nachvollziehen. Er stolpert eher von Ereignis zu Ereignis und hat selbst nicht so wirklich ein Ziel. Ja, er will die Schulden die er bei der Gilde hat abbauen, aber würde er das nicht ab und an mal erwähnen hätte ich davon nicht viel gemerkt. Er geht einfach mit den anderen mit weil ihm das gesagt wurde und schaut dann mal was passiert. Er denkt auch nicht viel über alles nach, lässt alles eher auf sich zukommen und lebt so in den Tag hinein. Und er nimmt fast nichts ernst.

Seine Begleiterinnen mochte ich, auch wenn sie ebenfalls sehr blass bleiben. Kinsch interessiert sich einfach sehr wenig für andere, stellt deshalb auch kaum Fragen und man erfährt nicht viel Hintergrund zu seinen Begleiterinnen. Vieles erfährt man durch Zufall.
Galva mochte ich mit ihrer ruhigen, etwas ruppigen Art trotzdem. Auch wenn sie ein Alkoholproblem hat.

"Der schwarzzüngige Dieb" hat dafür eine der unromantischtsten Liebesgeschichte die ich jemals gelesen habe und das passt so gut zu allem im Buch. Das fand ich ja richtig gut. Keine unnötiges Drama, einfach ein "Hey, wir scheinen uns zu verstehen wollen wir einfach mal für einen Monat verheiratet sein?".

Am besten dargestellt fand ich dann doch den Kater Karl, der ein sehr krasses Geheimnis birgt.

Die Geschichte kommt auch nicht ohne Ableismus und Homofeindlichkeit aus. Und obwohl hier mehrere Völker zusammen arbeiten fehlte mir irgendwie die Diversität. Vieles ist sehr langweilig an die amerikanische Gesellschaft angelehnt und selbst die Prtoagonisten passen alle in irgendwelche Schablonen. Wird wahrscheinlich trotzdem sehr vielen gefallen aber ich bin es wirklich leid immer wieder Gesellschaften in Fantasy zu finden die unserer einfach so ähnlich sind.

Von "Der schwarzzüngige Dieb" hatte ich irgendwie mehr erwartet. Die Welt ist sehr interessant, es gibt viel zu entdecken. Aber die Art wie die Geschichte erzählt wird war nicht mein Fall.


Danke an Netgalley und den Verlag für das Leseexemplar!

 
Alkoholkonsum, Gewalt, Verstümmelung, Mord, Sex (einvernehmlich), Gore, Ableismus, Sexsimus, Misogynie, Homofeindlichkeit, Vergewaltigung (angedeutet)

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